Erschaffen Götter Menschen? Erschaffen Menschen Götter?
"Göttliche Triebstrebungen"
Die Idee von Gottesgenen, die der Molekularbiologe Dean Hamer 2004 in seinem Buch „The God Gene. How Faith is Hardwired into our Genes" vertrat, hat Leopold Szondi bereits in den Jahren zwischen 1941-1947 geäussert und ideengeschichtlich vorweggenommen.
Auf der Evolutionsleiter weiter herabsteigend umfasst das familiäre Unbewusste die breite Schicht der „zooiden" Genreihe unserer Tier-Ahnen und die Dynamik der anorganischen Urelemente und mündet zuletzt in die Schicht der Gottesgene.
Mit der Annahme der beiden letzteren Schichten berührt nach Meinung Szondis das „familiäre Unbewusste" das von C.G. Jung postulierte „kollektive Unbewusste".
Szondi berichtete bereits in den Dreissiger und Vierziger Jahren, ähnlich wie Dean Hamer mehr als sechzig Jahre später, über eine genetisch und hirnorganisch begründete Affinität zahlreicher religiöser Menschen zu epileptiform-paroxysmalen Erregungs-und Emotionsmustern.
Religionspsychologie
Szondi war überzeugt, dass durch die Annahme von Gottesgenen Grundsteine gelegt würden zu einer neuen Religionspsychologie, die zur Klärung der Frage beitrage, ob die Götter die Menschen erschaffen haben oder die Menschen die Götter. Sie könnte klären helfen, warum die Menschen diese Götter und nicht andere geschaffen oder warum die Götter genau diese und nicht andere Menschen hervorgebracht haben.
Auch damit erweist sich ideengeschichtlich betrachtet Leopold Szondi als ein Vordenker der Thesen von Dean Hamer.